3. Montagsdemonstration

30. August 2004


Der Bericht

An diesem Montag hatten wir erst um 19:00 Uhr zur Demonstration aufgerufen. Offensichtlich hatten viele Mitbürger den Aufruf nicht mitbekommen, das die Demo erst eine Stunde später beginnen sollte. Deshalb hatten sich schon viele Demonstranten um 18:00 Uhr eingefunden, waren aber enttäuscht wieder gegangen. Ein wenig tat auch das schlechte Wetter ein übriges, es goss in Strömen.

Trotzdem fanden sich Hunderte Demonstranten gegen 19:00 Uhr vor dem Arbeitsamt zusammen, um gegen die Hartz-Pläne auf die Straße zu gehen. Es regnete weiterhin, deshalb hatten nur wenige Transparente mit.

Pünktlich um 19:00 Uhr setzte sich der Demonstrationszug in Bewegung. Wie durch ein Wunder, hörte der Regen genau in der Minute auf, wo wir begannen, zu demonstrieren.

Im Laufe der Zeit schlossen sich immer mehr Menschen an, so dass wir auf ungefähr 600 Teilnehmer kamen.

Wiederum wurde die Demonstration hervorragend durch die Polizeibeamten abgesichert, wofür wir uns nochmals bedanken möchten.


Die Rede

Liebe Bürgerinnen und Bürger ! Wir möchten uns bei Euch bedanken, das Ihr wieder so zahlreich zu unserer 3. Montagsdemonstration in Görlitz erschienen seid. Und wiederum sind in diesen Stunden Hunderttausende Menschen auf der Straße, nicht nur 70 000, wie uns die Medien vergangene Woche glauben machen wollten. Und es werden von Woche zu Woche mehr Menschen, die gegen Hartz IV protestieren.

Vergangene Woche fand in Wien eine Demonstration unter dem Motto "Solidarität für Deutschland" statt. Damit ist auch das europäische Ausland auf uns aufmerksam geworden.

Mittlerweile haben 59 Mitglieder der DDR-Bürgerrechtsbewegung den Demonstranten ebenfalls ihre Solidarität erklärt.

Ich verlese eine Erklärung von Angehörigen ehemaliger DDR-Oppositionsgruppen:

Wir protestieren gegen Hartz IV. Wir sind einverstanden mit der Wiederbelebung der Montagsdemonstrationen. Es ging und geht um Gerechtigkeit, Selbstbestimmung, Mündigkeit, Menschenwürde und Freiheit. Verhältnisse, in denen der Mensch nur verstaatlichtes Objekt einer politischen Partei wie der SED, oder für Siemens, Daimler und Co. ein lästiger Kostenfaktor und armseliger Bittsteller ist, müssen bekämpft werden. Wir wehren uns gegen Zwangsarbeit, gegen die Aufhebung des Datenschutzes, gegen Verarmung und Obdachlosigkeit in einem der reichsten Länder der Welt. Wir setzen auf Widerstand in Ost u n d West bei Arbeitslosen und Arbeitenden, bei selbständig und abhängig Beschäftigten. Stemmen wir uns g e m e i n s a m gegen die Flutwelle der Raffgier, gegen Scheindemokratie und Menschenverachtung.
Berlin den 29.08.2004

Wenn ihr die Berichte in den Medien verfolgt habt, werdet ihr feststellen, das die Regierenden und deren Handlanger uns zu erklären versuchen, das Hartz IV eine tolle Sache sei, und das die Folgen später sichtbar werden.

Dies sind nur Ausflüchte einer Regierung, die das Volk immer mehr in Bedrängnis bringt.

Die Bundesregierung spricht vom Sparen. Ich habe noch keinen Politiker sagen hören: "Wir gehen mit guten Beispiel voran und sparen bei uns."

Ich möchte zum Vergleich einmal das Jahreseinkommen des vergangenen Jahres von einigen Politikern bekantgeben:

Und da sind noch keine Zuschüsse mitgerechnet. Und wir sollen mit 331 Euro im Monat auskommen.

Liebe Bürgerinnen und Bürger, Ich habe am Freitag ein Telefongespräch mit einer Görlitzer Bürgerin geführt, einer Demonstrantin aus unseren Reihen. Diese Frau und die Angehörigen sind so verzweifelt über die fortschreitende Entrechtung der Menschen, das sie fast jeden Abend weinen muß.

Und so geht es nicht nur ihr, sondern Tausenden, Zehntausenden, Hunderttausenden Menschen in ganz Deutschland !

Wir fordern deshalb von der Regierung:

Nehmt Hartz IV vom Tisch, sonst fegen wir es hinweg und Euch gleich dazu !


Die Presse

Sächsische Zeitung vom 31. August 2004

Trotz Regen: 500 Bürger gegen Hartz

Görlitz. Zum dritten Mal fand gestern abend eine "Montagsdemonstration" gegen die vierte Stufe der Hartz-Gesetze statt. Trotz des zum Teil heftigen Regens zogen 500 Menschen von der Lunitz durch die Gründerzeitviertel zum Marienplatz. Vor einer Woche waren gut 1000 Demonstranten dem privaten Aufruf gefolgt.

Bei der Abschlussrede monierte Organisator Carsten Richter vor allem die hohen Gehälter der Bundespolitiker. Redner Carsten Richter trug unter zustimmenden Trillerpfeifkonzert eine Rede vor. Am Ende lüftete er das Geheimnis: Sie war von 1989 aus Berlin. Damit deutete er gleiche Sorgen der Bevölkerung an. Rechte Gruppierungen mischten sich nicht sichtbar in die Demo. Auffällig waren Transparente und Banner von linken Gruppen wie KPD und den Globalisierungsgegenern "Attac". (rt)

Anmerkung: Bei der betreffenden Rede handelt es sich um eine Aufruf von 59 Bürgerrechtlern von 1989, veröffentlicht am 29.08.2004

 


Einige Bilder

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Die Demonstranten auf der Teichstraße
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Der Zug auf der Hospitalstraße
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Auf der Berliner Straße


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Selbst die Straßenbahn hält
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Auf dem Postplatz

Vor dem historischem Karstadt-Kaufhaus


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Die Organisatoren

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