39. Montagsdemonstration

23. Mai 2005


Der Bericht

Heute waren wir ca. 35 Leute, obwohl dazwischen ein Feiertag war.

Trotz, das wir von den Kräften der Polizei nicht begleitet worden sind, verlief unsere Demo wie immer friedlich.

Dieses mal fragten wir uns alle, ob alle Görlitzer und ihre Familien, welche von der Arbeitslosigkeit und Hartz IV betroffen sind, zufrieden sind ?

Obwohl seit der Wahlniederlage in Nordrhein-Westfahlen und den von Gerhard Schröder angebotenen Neuwahlen im September viele Möglichkeiten zur Erheben der Stimme des Kleinen Mannes möglich und nötig ist.

Denn wir sind das Volk !

Das muß auch zu sehen sein, nächsten Montag , 18:00 Uhr vorm Arbeitsamt.

© Martin Eichler

Das Flugblatt

Offizielles Flugblatt Nr. 39 zu der am 23. Mai 2005 stattfindenden, traditionellen Görlitzer Montagsdemo. Organisiert von Karsten Richter, Bernd Eckert sowie den anderen Mitgliedern der Vorbereitungsgruppe.

Liebe treue Görlitzer Demonstranten!

Heute mal zum Anfang ein anderes Thema. Denkt immer daran, dass wir Eure „Geschichten“ brauchen die Ihr bei der und mit der Agentur „für keine Arbeit“ erlebt habt. Wir wollen diese Begebenheiten publik machen, weil es wichtig ist so etwas an die Öffentlichkeit zu bringen.

Ich zum Beispiel war 14 Tage in einem so genannten 1€ Job, da sollte ich schon den nächsten antreten. Der Fehler lag also offensichtlich beim Mitarbeiter der Agentur, welcher zu einem Gespräch aber nicht bereit war. Ihr wisst ja, die Agentur macht ja keine Fehler nur der „Kunde“. Noch bevor ich an diesem Tag die Agentur verlassen hatte rief dieser Mitarbeiter bei meiner Freundin an und bat sie, mir auszurichten, dass ich doch bitte bei der 1€ Stelle anrufen solle und mitteile, dass ich den Termin zur Besprechung des Jobs nicht wahrnehmen kann.

Freundlich erinnerte sie Ihn daran dass der Fehler doch bei ihm lag. Warum also auf unsere Kosten telefonieren??? Weiter sagte sie, dass wir gar keine Telefonnummer von diesem Herrn haben, worauf er sie freundlich darauf hinwies, dass wir diese Nummer über die Hotline der Arbeitsagentur herausfinden könnten. Nun also schon 2 Anrufe auf unsere Kosten. Ebenso freundlich dachten wir – NEIN DANKE!!!

Als nächstes einmal ein paar Anmerkungen von mir zu dem Sklavenjob, welchen ich gerade für 1,20 € ausübe. Ja, dass Wort „Sklavenjob“ ist wirklich nicht übertrieben denn: Feiertage muss unsereins rausarbeiten. Urlaub gibt es 2 Tage im Monat also 12 für ein halbes Jahr. Nur das sie nicht bezahlt werden. Auch Krankentage werden nicht bezahlt. Das einzige positive daran ist, dass der Arbeitgeber in dieser Zeit auch kein Geld bekommt. Dadurch fällt es ihm natürlich leichter, den Sklaven nach etwa 5 – 7 Tagen zu entsorgen und sich einen neuen zu kaufen. Übrigens nächstes Jahr sollen diese Jobs auch in der Industrie getestet werden. Aber wir können ja beruhigt sein, denn 1 € Jobs killen ja keine Arbeitsplätze. WIRKLICH NICHT???

In Sachsen fehlen mal eben 20 000 Lehrstellen. Herr Klement wollen sie diese NICHTAUSZU-BILDENDEN wieder für mehrere Jahre in eine Warteschleife stecken in der sie verkümmern.

Sachsens Lehrer streiken zurzeit. Ihre Forderungen sind bestimmt nicht übertrieben, trotzdem gibt ihnen unser Ministerpräsident einen guten Ratschlag. Tarife annehmen oder KÜNDIGUNG. Toll Herr Milbradt, kann sich das unser Pisa geschütteltes Land überhaupt leisten??? Wir denken NEIN. Wer soll denn die schon lange nicht mehr geborenen Kinder von Morgen unterrichten???

Wieder ein kleiner leiser Abschied von der Familie in Deutschland. Wer sich hier für Kinder entscheidet ist entweder reich oder er merkt nicht, dass Familien in Deutschland nicht mehr gebraucht werden. Wer Familie hat merkt das jeden Tag. Tschüß Familie!!!

Es grüßen Euch die Mitglieder der Vorbereitungsgruppe der Montagsdemo „DAS ORIGINAL“


Die Rede

Liebe Bürgerinnen und Bürger !

Vielen Dank, das ihr zu unserer 39. Montagsdemonstration erschienen seid. Nicht nur in Görlitz waren gestern Wahlen, auch in Nordrhein-Westfalen wurde gestern gewählt. Die Niederlage der SPD in Nordrhein Westfalen hat historische Dimensionen. Angesichts des drohenden Schreckens ohne Ende wählt der Kanzler nun ein Ende mit möglichem Schrecken - und hat die Union in der Stunde ihres Sieges kalt erwischt. Sein letzter Triumph?

Die Bundesrepublik ist seit gestern so gut wie schwarz. In Düsseldorf wurde die letzte rot-grüne Landesregierung abgewählt, das Votum zielte vor allem auf Berlin. Die Niederlage der Sozialdemokratie in dem Land, das der SPD wie ein Lehen zu gehören schien, hat das Kabinett Schröder ins Herz getroffen. Dieses Ergebnis spricht eine klare Sprache: Die Wähler trauen der Opposition viel mehr zu als der Regierung. Nun sollen mal die anderen ihr Glück versuchen.

Den sensationellen Sieg der Union in Nordrhein-Westfalen hat der Kanzler offenbar sehr kurz entschlossen mit einer sensationellen Ankündigung beantwortet: Er setzt auf Wahlen im Herbst und stellt sich damit persönlich zur Disposition. Der Coup war zwar zuerst von SPD-Parteichef Franz Müntefering verkündet worden. Doch eine solche Aktion denkt sich nur ein Gerhard Schröder aus. Die Entscheidung ist konsequent und von verzweifeltem Mut gekennzeichnet. Wir erleben nichts weniger als den politischen Selbstmord eines deutschen Bundeskanzlers aus Angst vor dem Tod.

Aber "wahrscheinlich" ist nicht "auf jeden Fall". Vielleicht beschert uns der im Moment sehr aufgebrachte Souverän im Herbst, wenn die Gemüter sich beruhigt haben und auch am schwarzgelben Rhein keine Wunder registriert wurden, wieder die alte Balance der Bundesrepublik - in Form einer großen Koalition. Nach dem 22. Mai 2005 ist in dieser Republik alles möglich.

Und heute Mittag verkündigte sein Vasall Müntefehring, Bundeskanzler Schröder werde sich am 1. Juli der Vertrauensfrage stellen, fast ein Jahr, nachdem die Bundesregierung die schändlichen Hartz-Gesetze beschlossen hat.

Hat die Wahl in NRW die Regierenden endlich zur Besinnung gebracht ?

Haben die endlich eingesehen, das sie versagt haben und zurücktreten müssen ?

Die Wirtschaft plant, den Pfingstmontag als Feiertag abzuschaffen.

In Frankreich wurde dieses Vorhaben sofort mit Streiks beantwortet. In Frankreich hat man gezeigt, das man nicht alles mit sich machen läßt, das man sich nichts gefallen läßt.

Und Hier ? Deutsches Volk, wo bist Du ? Ist dir das Fernsehen oder der Garten wichtiger als sich gegen verfehlte Politik zu wehren. Jeden Tag geschehen in den Arbeitsämtern immer wieder Ungerechtigkeiten gegenüber den Arbeitslosen.

Lassen sich die Menschen in Deutschland dies sozialen Ungerechtigkeiten wirklich so gefallen ?

Warum sind wir nicht mehr Demonstranten auf der Straße ?

Ich danke für Eure Aufmerksamkeit.


Einige Bilder

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